Presse: Westerwälder Zeitung (zu den Plänen in Hilgert)

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Westerwälder Zeitung, Nr.9 - Mittwoch 12. 1. 20045
„Grünzüge" wieder berücksichtigen

Aktionskreis Windenergie fordert von Planungsgemeinschaft Umdenken-

In seiner Stellungnahme zum Teilplan Windenergienutzung hat der Aktionskreis Windenergie Hilgert die Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald zum Umdenken aufgefordert. Vor allem schützenswürdige „Regionale Grünzüge" und ein genereller 1000-Meter-Abstand zu Siedlungen sollten als Ausschlusskriterium für Windenergieanlagen vorgesehen werden, verlangt der Aktionskreis.

H I LG ERT. Nach dem Entwurf des Regionalen Raumordnungsplans Mittelrhein-Westerwald, Teilplan Windenergienutzung, vom 22. September 2004 ist in dem Waldbereich „Hilgerter Höhe" zwischen der Ortsgemeinde Hilgert und der Stadt Ransbach-Baumbach eine Potenzialfläche vorgesehen, die für eine Windenergienutzung grundsätzlich zur Verfügung steht. Derzeit beabsichtigt die Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen durch entsprechende Festsetzungen in einem neuen Flächennutzungsplan eine Ausschlusswirkung für das genannte Waldstück herbeizuführen (die WZ berichtete).
Da mit dem Abschluss dieser Planungen nicht vor Ende 2005 zu rechnen sei, hat der Aktionskreis Windenergie Hilgert die Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald in einer Stellungnahme seine Bedenken bezüglich der Situation auf der „Hilgerter Höhe" mitgeteilt und gleichzeitig konkrete Anregungen zur Neuaufstellung des Raumordnungsplanes mitgeteilt. 
Der Aktionskreis sowie zahlreiche politische Gruppierungen lehnen zwei etwa 180 Meter hohe Windkraftanlagen ab, die der Fürst zu Wied bauen will. Nach den bisherigen Planungen beträgt der Abstand zu den Ortsrandlagen von Hilgert und Ransbach-Baumbach jeweils nur 500 Meter.
Dass das Gebiet besonders schutzwürdig ist, steht für den Aktionskreis außer Frage, denn das kleine Waldstück diene seit Jahrzehnten der Bevölkerung als Naherholungsbereich. Für die Kinder der Grundschule in Hilgert sei der nahegelegene Wald wie ein offenes „Klassenzimmer", was durch zahlreiche Exkursionen und Auszeichnungen für Veranstaltungen, wie z.B. „Jugend in der Natur", belegt werde.
Der Aktionskreis „Freundliche Umwelt Hilgert" (AGFU), vielfacher Umweltpreisträger, betreue seit etwa 30 Jahren dieses ökologisch wertvolle Umfeld, schreibt der Aktionskreis.
Der Aktionskreis bittet daher die Planungsgemeinschaft, ihre Entscheidung, für den hier in Betracht kommenden Bereich keine Ausschlussfläche festzusetzen, noch einmal zu überdenken: „Ein denkbarer Weg wäre, die zwischenzeitlich aufgegebene Überlegung, die schützenswürdigen .Regionalen Grünzüge', wozu dieses Waldstück gehört, als Ausschlusskriterium heranzuziehen, wieder aufzugreifen." So könne ein „siedlungsnaher Erholungsbereich" erhalten bleiben.

Alternativ solle von der Planungsgemeinschaft geprüft werden, fährt der Aktionskreis in seinem Schreiben fort, einen 1000-Meter-Abstand um Siedlungen als generelles Ausschlusskriterium vorzusehen, wie es auch schon im Regionalen Raumordnungsplan Trier beschlossen und von der obersten Landesplanungsbehörde genehmigt worden sei. Dies habe auch das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in seinem Urteil vom 8. März 2004 nicht beanstandet.
Der Aktionskreis kann nicht nachvollziehen, dass Einwohnern der Region Trier ein größerer Schutz vor mit der Nutzung von Windenergieanlagen verbundenen Beeinträchtigungen zugestanden wird, als der Bevölkerung der Region Mittelrhein-Westerwald. Man sei der Auffassung, dass gerade die dichter besiedelten Gebiete des nördlichen Teils von Rheinland-Pfalz nicht weniger schutzwürdig seien, als etwa die zum Bereich Trier gehörenden Teile der Eifel und des Hunsrückes.
Anhand der ausgelegten Planunterlagen erkenne der Aktionskreis gegenwärtig keine tragfähige Begründung dafür, weshalb die Planungsgemeinschaft, anders als zum Beispiel in der Region Trier, hinsichtlich bestimmter Flächen keine eigene Planung für eine Windenergienutzung betreibe und diese den Trägern der Bauleitplanung überlasse.
Der Aktionskreis befürchtet, dass der jetzige Teilplan Windenergienutzung, ebenso wie sein Vorläufer, einer rechtlichen Nachprüfung wiederum nicht stand halte, und somit ein dritter Anlauf unternommen werden müsse. (kf)

Westerwälder Zeitung, Nr.268 - Mittwoch 17. November 2004
Keine Planungsgrundlage mehr 

Firma SIAG zu Windkraftanlagen in Hilgert - Auch Fürst zu Wied antwortet

HILGERT. Als „wegweisende Entscheidung" bezeichnet der „ Aktionskreis Windenergie Hilgert" die von der Firma SIAG (Dernbach) in einem Brief an Thomas Bläsche, Kreis-Vorsitzender der Jungen Liberalen, gemachte Äußerung „dass die Bereitschaft für die Windenergienutzung im Moment nicht vorhanden ist, weshalb wir derzeit keine Planungsgrundlage in Hilgert sehen". Das Schreiben von SIAG-Geschaftsführer Bernd Bolz kam per E-Mail am 9. November um 11.24 Uhr - abends fand die Podiums-Diskussion in Hilgert vor 230 Zuhörern statt. 
Moderator Bläsche hatte auf die Frage eines Zuhörers, ob die Planungs- und Projektierungs GmbH auf die Einladung reagiert habe, einen abschlägigen Bescheid gegeben (die WZ berichtete). Wie Bläsche jetzt gegenüber dem Aktionskreis und der SIAG einräumte, habe er seine Mails zuletzt am Vortag der Veranstaltung abgerufen: „Am Tag selbst kam ich aufgrund des Studiums in Koblenz und der Veranstaltungsvorbereitungen nicht mehr dazu." Der Aktionskreis ist sich sicher: „Wir hätten die willkommene Neuigkeit natürlich während der Veranstaltung mitgeteilt. Der Beifall wäre der SIAG sicher gewesen."

Post bekam auch die wegen der geplanten Windanlagen besorgte Bärbel Rüll, Bürgerin von Ransbach-Baumbach. Sie hatte „ Seine Durchlaucht Carl Fürst zu Wied" um Stellungnahme gebeten und gefragt, „ob Sie trotz des erheblichen Protests (...) an Ihrem Entschluss festhalten, die in Ihrem Eigentum stehenden Grundstücke zur Errichtung der Windräder zur Verfügung zu stellen". Wie Bärbel Rüll gegenüber der WZ mitteilte, habe Carl Fürst zu Wied geantwortet, dass man einen Weg gesucht habe, den Dialog zur örtlichen Bevölkerung herzustellen. Leider sei es „aus uns unverständlichen Gründen nicht so weit gekommen". Abschließend habe der Fürst um Nachsicht gebeten, „dass uns die aktuelle Situation nicht ermuntert, zur weiteren Vorgehensweise Stellung zu beziehen". (kf)

Westerwälder Zeitung  - Donnerstag 11. November 2004
Weiße Flächen, frustrierte Bürger 


230 Zuhörer in Hilgert: Naherholungsgebiet oder Windkraft? - Johannsen: „Jetzt müssen wir planen" - Aufruf an Unruhestifter

230 Zuhörer waren in die Hilgerter Pfeifenbäckerhalle gekommen, um sich bei einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung über die geplanten Windkrafträder im nahen Waldgelände zu informieren. Jetzt hoffen die Gegner, dass der Wald als Naherholungsgebiet ausgewiesen wird.

HILGERT. Erntefaktor, Emission, CO2-Ausstoß, regionale Grünzonen - vor allem aber die „weißen Flächen", die als Vorrangflächen für Windkraftanlagen im neuen Teilplan der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald ausgewiesen sind, beschäftigten die interessierten Zuhörer in Hilgert bei einer Diskussionsveranstaltung, zu der die „Jungen Liberalen Westerwald" mit Unterstützung des „Aktionskreises Windenergie Hilgert" eingeladen hatten. Viele „frustrierte Bürger" äußerten ihren Unmut über diese Flächen (auch der Hilgerter Wald gehört dazu), weil sie „in unmittelbarer Nähe wohnen".

(von links) Dr. Hartmut Bierschenk, Herbert Niederhausen, Ernst Rohringer, Moderator Thomas Bläsche , Prof. Fritz Jauker Moderator Thomas Bläsche (JuLi-Kreisvorsitzender) erklärte auf Nachfrage eines Zuhörers, dass die mit der Planung der zwei Windräder (180 Meter Höhe) beauftragte SIAG Projektentwicklungsgesellschaft mbH (Dernbach) auf die Einladung nicht reagiert habe. „Unsere Verbandsgemeinde hat die dichteste Bebauung des Kreises", stellte VG-Bürgermeister Jürgen Johannsen fest: „Am 21. September hat der VG-Rat die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes verabschiedet. Jetzt müssen wir planen." Hilgerts Bürgermeister Wolfgang Gelhard dankte in einem Grußwort dem Aktionskreis, und meinte: „Wir waren aktiv und haben zusammen mit der Verbandsgemeinde entsprechende Schritte unternommen."

Ehe es um Hilgert ging, wurde die „Windkraft an sich" in kurzen Fachvorträgen vorgestellt. Dieter Krämer, Mitbegründer des Bundesverbandes Landschaftsschutz, bezeichnete Windkraft als „Landschaftsmord", weil die Waldwirtschaft nachhaltig geschädigt werde. Nach Ansicht von Prof. i.R. Dr. Fritz Jauker, Biologe und langjähriger Landesvorsitzender des Naturschutzbundes Hessen, würden Windanlagen an über 100 Tagen im Jahr weniger als zehn Prozent der installierten Leistung liefern: „Im Jahresmittel produzieren sie also nur 20 Prozent."

„Sie sind unwirtschaftlich", stellte auch Dipl.-Ing. Herbert Niederhausen, ehemaliger Mitarbeiter eines Energieversorgungsunternehmens, fest: „Nur wenn die Rotorfläche verdoppelt wird, vervierfacht sich die Leistung." Vorausgesetzt, es weht Wind - er müsse in Nabenhöhe mindestens 3,5 Meter pro Sekunde schnell sein. Der „Chefplaner" der Planungsgemeinschaft Westerwald-Mittelrhein, Dr. Hartmut Bierschenk („Ich bin der Urheber der weißen Flächen") erläuterte die Zielvorgaben und gesetzlichen Notwendigkeiten. Beim jetzt vorliegenden Teilplan habe man alles getan, um ihn „möglichst gerichtsfest zu machen". Demnach konnte die Anzahl der Gebiete (weiße Flächen = Vorrangflächen) verringert werden. Dr. Bierschenk: „Diese Gebiete sind nicht kleiner als 25 Hektar, der Abstand dazwischen muss 3,5 Kilometer betragen."

„Nach diesem guten Background" kam Ernst Rohringer vom Aktionskreis Windenergie nun „zum eigentlichen Thema" - Beifall der Zuhörer brandete auf. Rohringer lobte die politischen Kräfte („Alle waren sich bei der Ablehnung einig wie selten"), zeigte Fotomontagen, Karten des betroffenen Waldgebietes, und erläuterte die negativen Auswirkungen (Abholzfläche, Schattenwurf): „Diese fundamentale Änderung der Landschaft stört das biologische Gleichgewicht."

Dr. Bierschenk stellte sich dann den unbequemen Fragen zahlreicher Zuhörer, die immer wieder „die Abstandsempfehlung von 1000 Metern zu nächsten Wohnbebauung" ins Visier nahmen. Claus-Dieter Schnug, Verwaltungs-Jurist aus Hilgert, zur Flächennutzungsplanung: „Eine Zurückstellung kann man nur erreichen, wenn man positiv plant, um Schlimmeres zu verhindern." Dr. Bierschenk sieht Chancen in Hilgert, da man in regionalen Grünzonen keinen Genehmigungen zustimmen werde.

Rohringer („Wenn das Naherholungsgebiet durchgeht, sind die Windräder gestorben!") rief die Unruhestifter zur weiteren Gegenwehr auf, notfalls müsse eine Bürgerinitiative aktiv werden. (Kurt Frank)
 
Zum Foto: Sorgten für Gesprächsstoff zum Thema Windkraft: (von links) Dr. Hartmut Bierschenk, Herbert Niederhausen, Ernst Rohringer, Moderator Thomas Bläsche , Prof. Fritz Jauker, (Foto Kurt Frank)

 
[ Anm.: Nicht auf der Abbildung, Dipl.-Ing. Dieter Krämer, der schon früher abreisen musste. ]

siehe dazu auch Bericht des Aktionskreises  --->>

Westerwälder Zeitung  NR. 250 - Dienstag 26. Oktober 2004

In der Pfeifenbäckerhalle sind 
heiße Diskussionen zu erwarten

Vorträge am 9. November: Windräder zwischen Hilgert und Baumbach?

HILGERT. Es wird sicherlich heiße Diskussionen geben, wenn es am Dienstag, 9. November, um 19.30 Uhr in der Hilgerter Pfeifenbäckerhalle um das Thema geht: Windräder zwischen Hilgert und Baumbach? Fünf Fachreferenten werden über die aktuelle Situation der Windkraft und Technik in Deutschland, aber auch über ökonomische, ökologische Auswirkungen referieren. Im Anschluss besteht die Möglichkeit der Diskussion, an die Referenten können auch Fragen gestellt werden. 
Im Mittelpunkt der Veranstaltung - zu der die „Jungen Liberalen Westerwald" mit Unterstützung des „Aktionskreises Windenergie Hilgert" und den in Hilgert vertretenen politischen Gruppierungen eingeladen haben - steht dabei aber besonders die Situation in Hilgert (VG-Höhr- Grenzhausen), Im Wald zu Baumbach plant die Fürstlich Wiedische Verwaltung den Bau von zwei Windkraftanlagen (die WZ berichtete). Die Windräder (180 Meter Flügelscheitelhöhe) wären demnach keine 500 Meter von der Bebauung Hilgerts und Baumbachs entfernt.
Der Ortsgemeinderat Hilgert hatte sich in seiner konstituierenden Sitzung einstimmig gegen den Bau der Anlagen ausgesprochen. Der neue Bürgermeister Wolfgang Gelhard versprach in der Sitzung am 1. September zudem „eine baldige Bürgerversammlung". Seitdem sind fast zwei Monate vergangen - ein Grund, warum der „Aktions-
kreis" aktiv wurde und sich um Referenten bemühte. Unterstützt wird die Veranstaltung auch von SPD, CDU, FWG, FDP und B'90/Grüne der VG-Höhr- Grenzhausen, sowie dem SPD-Ortsverein Hillscheid und der Jungen Union Ransbach-Baumbach.
Die Referenten sind: Dipl.-Ing. Dieter Krämer (Mitbegründer Bundesverband Landschaftsschutz), Prof. i. R. Dr. Fritz Jauker (Biologe und langjähriger Landesvorsitzender des Naturschutzbundes Hessen), Dipl.-Ing. Herbert Niederhausen (ehemaliger Mitarbeiter eines Energieversorgungsunternehmens), Dr. Hartmut Bierschenk (Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald), Ernst Rohringer (Aktionskreis Windenergie Hilgert), (kf)

Anmerkung zu diesem Bericht aus der WWZ: Wenige Tage nach der Sitzung am 1 September klärte Herr Rohringer, vom Aktionskreis Windenergie, in einem Gespräch mit dem neuen Ortsbürgermeister Wolfgang Gelhard u.a. ab, dass die angekündigte Informationsveranstaltung gemeinsam von allen Fraktionen und sonstigen interessierten Kräften getragen werden sollte. Daraufhin entwickelte sich das o. g. Konzept. Da die Veranstaltung am 9.11. 04 auch von den in Hilgert vertretenen politischen Gruppierungen getragen wird, bestand für die Ortsgemeinde Hilgert, bzw. für den Ortsbürgermeister nun keine Anlass mehr, eine "eigene" Informationsveranstaltung durchzuführen. (kls)

Westerwälder Zeitung  NR. 200 - SAMSTAG/SONNTAG, 4./5. September 2004

Reizthema Windkraftanlagen beherrschte konstituierende Sitzung des Gemeinderates Hilgert -  60 Zuhörer - Öffentliche Diskussion gefordert

„Ich fühle mich als Bürger entmündigt"
Johannsen: „Wind weht uns ins Gesicht" - Rat lehnt den Bau einstimmig ab

Riesenandrang bei der konstituierenden Sitzung des Ortsgemeinderates Hilgert: Die 60 Zuhörer waren zumeist wegen der geplanten zwei Windkraftanlagen gekommen. Der neue Bürgermeister Wolfgang Gelhard lehnte eine erneut geforderte öffentliche Diskussion ab. Der neue Rat beriet das Reizthema nichtöffentlich. Ergebnis: Einstimmig sprach er sich gegen die Anlagen aus.

HILGERT. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit wünschte Jürgen Johannsen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen, sich und dem neuen Bürgermeister von Hilgert, Wolfgang Gelhard, nach dessen Amtseinführung: „Es fängt gut an. Der Wind weht uns ins Gesicht." Gelhard erklärte, er sei sich seiner Verantwortung bewusst: „Wir haben uns viel vorgenommen, das können wir nur gemeinsam erreichen."

Gelhard ging auch auf die von der Fürstlich Wiedischen Verwaltung geplanten zwei Windkraftanlagen ein. Alle Beteiligten hätten beim Infogespräch am 3. August zum Ausdruck gebracht, dass man gegen die Errichtung sei: „Wir werden alles tun, damit die Windkraft verhindert wird."
Trotz zweifacher Nachfrage zur Tagesordnung von Noch-Bürgermeister Günter Schwaderlapp zu Anfang der Sitzung, stellte niemand der 15 Ratsmitglieder einen Änderungsantrag, das Thema Windkraft öffentlich zu behandeln. So stellten einige Zuhörer - auch aus Ransbach-Baumbach waren Bürger erschienen - unter dem Punkt Verschiedenes gezielt Fragen: Wurden finanzielle Angebote gemacht? Wann erfolgt eine Information der Bürger?
Gelhard bestätigte die an die Öffentlichkeit gelangten Höhen der Anlagen (180 Meter mit Rotor), und versprach eine baldige Bürgerversammlung: „Über finanzielle Dinge wurde nicht gesprochen. Der Betreiber hat ein Gutachten, uns aber den Einblick verwehrt. " Weil inzwischen einige Briefe von Bürgern vorliegen würden, so Geldhard, werde man „zum Schutz dieser Personen im nichtöffentlichen Teil darüber sprechen." Daraufhin die Hilgerterin Jutta Hildenbrand-Meurer: „Ich fühle mich als Bürger entmündigt."
Zum Ersten Beigeordneten wählte der Rat Wolfgang Haucke (CDU), zum Zweiten Beigeordneten Uwe Schmidt (SPD), zum Dritten Beigeordneten Martin Gensky (FWG). Verabschiedet wurden die Ratsmitglieder Horst Bartels (15 Jahre im Rat), Horst Gundlach (11 Jahre), Dr. Ruth Wonnemann (10 Jahre), Doris Simonis (10 Jahre) und Siegfried Hein, der insgesamt 32 Jahre für die Gemeinde im Rat aktiv war.
Gelhard dankte dem scheidenden Bürgermeister Schwaderlapp, der von 1979 bis 1988 Erster Beigeordneter und von 1988 bis 2004 Bürgermeister der Ortsgemeinde Hilgert war, für seinen großen Einsatz. VG-Bürgermeister Johannsen sprach Schwaderlapps großes Selbstbewusstsein an, mit dem er immer die Rechte der Ortsgemeinde im Auge gehabt habe: „Was sie geleistet haben, geht weit über das Normale hinaus. Ich beziehe bei meinem Dank auch ihre Frau mit ein, die sie tatkräftig unterstützt hat." Für 25 Jahre kommunalpolitische Arbeit erhielt Schwaderlapp
die Ehrenurkunde des Gemeinde- und Städtebundes. Sichtlich gerührt verabschiedete sich Schwaderlapp „ Die Quelle meines Amtes waren die Hilgerter, Sorgen und Freude haben wir miteinander geteilt. Wenn ich mal schwankte, der Rat meiner Frau Mariele war gut. Ich hoffe, sie haben mich glücklich überstanden. Ich danke für die gemeinsame Zeit." 
Kurt Frank


Foto: Abschied für Günter Schwaderlapp (rechts) nach 25 Jahren Kommunalpolitik: Der neue Hilgerter Bürgermeister Wolfgang Gelhard (links) und VG-Bürgermeister Jürgen Johannsen dankten Schwaderlapp, der 16 Jahre Bürgermeister war, für seine Arbeit zum Wohle Hilgerts. • Foto: Kurt Frank

Zum Titel oben: „Ich fühle mich als Bürger entmündigt" sei hier ein Kurzbericht aus der Westerwälder Zeitung eingefügt: 
Bürger geben Gegenwind
Von den Gemeinderatsvertretern übergangen fühlen sich Bürger aus dem Oberdorf in Weidenhahn. Sie sind empört darüber, dass sie erst aus der WZ und über eine Bürgerinitiative davon erfahren haben, dass der Bau von sieben Windkraftanlagen in der Gemarkung Weidenhahn geplant ist. Die Oberdörfler sind gefuchst, weil sie zu keiner Bürgerversammlung eingeladen worden waren und zu dem Bauvorhaben nicht befragt worden sind. Die Bürger fragen sich nun, weshalb sie im fünfjährigen Turnus zur Kommunalwahl gehen, aber ansonsten zu ihres Erachtens elementaren Dingen nicht befragt werden.( WWZ 2004, Datum ?  NR.?   unter der Rubrik "Gefuchst")



Westerwälder Zeitung  NR. 200 - SAMSTAG/SONNTAG, 28./29. AUGUST 2004
Widerstand gegen Windkraft wächst

Umweltverein AGFU und Netzwerk fordern mehr Transparenz in Hilgert

Als „völlig inakzeptabel" bezeichnet die Aktionsgemeinschaft Freundliche Umwelt (AGFU) die Standortwahl von zwei geplanten Windkraftanlagen im Wald zwischen Hilgert und Ransbach-Baumbach. Einen „erheblichen Verlust an Lebensqualität" befürchtet das auf überparteilicher Basis gebildete „Netzwerk Windenergie": AGFU wie Netzwerk fordern eine Information im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 1. September.

HILGERT. „Die Nachricht, dass mitten im einzigen dörflichen Naherholungsbereich unserer Gemeinde, keine 600 Meter vom Ortsrand entfernt, zwei hohe Windkraftanlagen errichtet werden sollen, hat uns stark erschüttert." Siegfried Wonnemann, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Freundliche Umwelt (AGFU), spricht für mehr als 100 Bürger von Hilgert, die sich seit Jahren mit viel Engagement in der AGFU für die Umwelt in Hilgert einsetzen. Im Namen des Vorstandes hat Wonnemann gegenüber Bürgermeister Gottfried Dahm (VG-Rans bach-Baumbach) die Solidarität des Umweltvereins „in der Ablehnung dieses unzumutbaren Vorhabens" bekundet, und bedauert, dass „durch diese vollkommen inakzeptable Standortwahl auch Ihre lie-bens- und (bisher) lebenswerte Gemeinde in Mitleidenschaft gerät". Wonnemann versichert Dahm, „dass auch in Hilgert kräftiger und sach-
kundiger Widerstand in der Bevölkerung wächst".
In einem weiteren Schreiben hat die AGFU, die seit 28 Jahren aktiv ist und für ihre Bemühungen schon zahlreiche Umweltauszeichnungen erhalten hat, den zukünftigen Hilgerter Bürgermeister Wolfgang Gelhard und die Gemeinderatsmitglieder aufgefordert, „da noch kein Bauantrag für die Windkraftanlagen gestellt wurde, den Punkt 18 der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am 1. September vom nichtöffentlichen in den öffentlichen Teil zu verlegen". Wonnemann: „Die Bürger unseres Ortes erwarten in der Behandlung der für sie so wichtigen Umweltfragen und Lebensplanung Aufklärung und Transparenz."
Laut Satzung verfolgt die AGFU unter anderem das Ziel, „regionale und überregionale Planungen und Bauvorhaben auf Einflüsse auf die Umwelt, das Ortsbild oder die Umgebung zu überprüfen".
Wonnemann: „Das verpflichtet uns, auf geplante Vorhaben kritisch einzuwirken." Vor allem sorge man sich bei der AGFU, so Wonnemann weiter in dem Brief, um den Vogelzug der Kraniche, die seit Generationen genau dieses Gebiet als Durchflugschneise benutzen.
Auch das inzwischen auf überparteilicher Basis gebildete „Netzwerk Windenergie[*] " möchte die Angelegenheit im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung behandelt wissen, da ein dringendes Informationsbedürfnis der Bevölkerung bestehe. Das Netzwerk, dem auch namhafte Mandatsträger sowohl im Verbandsgemeinderat als auch im Hilgerter Gemeinderat angehören, bittet den zukünftigen Ortsbürgermeister, die von den Ortsverbänden der SPD, CDU und FWG empfohlene Einwohnerversammlung alsbald durchzuführen.
Als Netzwerk-Koordinator für den Bereich der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen fungiert Wolfram Krings, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im VG-Rat: „Die Bildung einer Bürgerinitiative ist geplant, sobald ein Bauantrag oder eine Bauvoranfrage gestellt wird."
Für Hysterie, und damit stimmt das Netzwerk mit dem noch amtierenden Ortsbürgermeister Günter Schwaderlapp überein, bestehe kein Anlass. Derartige Reaktionen konnte das Netzwerk aber auch nicht feststellen, sondern von Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde bereits öffentlich geäußerte Besorgnisse, die aber seien Ausdruck einer berechtigten Unruhe und sollten daher in jedem Einzelfall ernstgenommen werden. Der Hilgerter Karl-Ludwig Schmidt hat Infos, Artikel, Leserbriefe und vieles mehr auf der Internetseite www.hilgert.info gesammelt. Zu sehen sind auch Fotomontagen von den geplanten Windkraftanlagen. Außerdem wurde ein Forum eingerichtet. Kurt Frank

(*vorläufiger Name war: "Netzwerk Windenergie Hilgert", nun hat sich der Name "Aktionskreis Windenergie Hilgert"  als treffender erwiesen)


 Windkraft war Thema  (Westerwälder Zeitung vom 20.Sept.2004)
HÖHR-GRENZHAUSEN. Im Mittelpunkt der jüngsten Mitgliederversammlung des Ortsvereins von Bündnis 90/Die Grünen in Höhr-Grenzhausen stand der geplante Bau von zwei Windkraftanlagen im Hilgerter Wald. Nach lebhafter Diskussion kam die Versammlung zum Ergebnis, dass diese Windräder wegen der Nähe zum Wohngebiet und ihrer Lage im Naherholungsgebiet die Wohn- und Lebensqualität der Hilgerter Bürger stark beeinträchtigten. Hinzu komme, dass das betroffene Waldstück bereits seit langer Zeit als Durchzugsgebiet von Kranichen genutzt werde. Windkraftanlagen als eine Form der erneuerbaren Energien sollten nur im Einverständnis mit den Menschen und unter Einhaltung geltender Vorschriften gebaut werden. 
[ gleichlautender Artikel im Kannenbäckerlandkurier 24./9., Nr.39/2004 ]

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Letzte Bearbeitung:12.01.2005