Westerwälder Zeitung NR. 160 -
DIENSTAG, 13. JULI 2004
Windkraftanlagen im
Hilgerter Wald?
VG-Verwaltung bestätigt Vermutung der SPD
HÖHR-GRENZHAUSEN. In der
konstituierenden Sitzung des Verbandsgemeinderates Höhr-Grenzhausen am 6.
Juli hatte die SPD-Fraktion die Verwaltung um Auskunft darüber gebeten,
ob ihr bekannt sei, dass in der Gemarkung Hilgert die Errichtung von
Windkraftanlagen beabsichtigt werde.
In ihrer Antwort auf diese
Anfrage bestätigte die Verbandsgemeindeverwaltung jetzt die Vermutung der
SPD-Fraktion. Danach beabsichtigt ein Unternehmen, zwei Windkraftanlagen
im Waldgebiet östlich der Wohnbebauung - also in Richtung der
Gemarkungsgrenzen Baumbach - aufzustellen. Die Bauhöhe der
beiden Anlagen soll jeweils 136 Meter betragen.
Die Ortsvereine von SPD, CDU und
FWG in Hilgert legen großen Wert darauf, dass die von einem derartigen
Bauvorhaben in der Qualität ihres Wohnumfeldes betroffene Bevölkerung
bereits im Vorfeld der Planungen in die Meinungsbildung mit einbezogen
wird. Die drei Ortsvereine und die Fraktionen von SPD, CDU und FWG im
Gemeinderat Hilgert werden gemeinsam spätestens nach den Sommerferien die
Bürgerinnen und Bürger von Hilgert zu Informationsveranstaltungen
einladen. |
Westerwälder
Zeitung NR. 182 - Samstag/Sonntag, 7/8. August 2004
„Mit Nachdruck
dagegen angehen"
Fürst zu Wied will im Hilgerter Wald zwei Windkraftanlagen bauen -
Ransbach-Baumbach sieht „Interessen beeinträchtigt"
Erst war es ein Gerücht, dann kam durch Bürgermeister Jürgen
Johannsen (VG Höhr-Grenzhausen) die Bestätigung: Zwei Windkraftanlagen
sind im Hilgerter Wald „in der Diskussion". Die Reaktion ließ
nicht lange auf sich warten: Vor allem VG-Bürgermeister Gottfried Dahm
(Ransbach-Baumbach) will „mit Nachdruck dagegen angehen".
HILGERT/RANSBACH-BAUMBACH.
Wolfram Krings, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im
Verbandsgemeinderat von Höhr-Grenzhausen, wollte es offiziell wissen. In
der konstituierenden Sitzung am 6. Juli fragte er Bürgermeister Jürgen
Johannsen, ob Windkraftanlagen in der VG geplant seien. Johannsen: „Sie
sind in der Diskussion. Wenn mehr bekannt ist, wird der Rat darüber
informiert." Etwa eine
Woche vorher war Johannsen bereits über das Vorhaben unterrichtet worden,
wonach die Fürstlich Wiedische Verwaltung auf eigenem Grund und Boden im
Hilgerter Wald zwei Windkraftanlagen bauen will.
Bürgermeister Jürgen Johannsen
auf WZ-Anfrage: „Das war zunächst einmal ein ganz vertrauliches
Gespräch zwischen dem Vertreter des Fürsten zu Wied und einem
Firmenvertreter einer Westerwälder Firma. Mir wurde mitgeteilt, dass
eventuell die Absicht besteht, zwischen Hilgert und Ransbach-Baumbach zwei
Windkraftanlagen als Pilotprojekte durchzuführen. Das war eine
Vorabinformation. Darüber habe ich dann die Ortsgemeinde Hilgert
ordnungsgemäß informiert, Wir waren übereingekommen, dass dann nach der
Urlaubszeit eine Informationsveranstaltung seitens des Eigentümers, des
Fürsten, stattfindet und die Gemeinde dann offiziell informiert wird.
"
So lange wollten aber die Vorstände der Hilgerter Ortsvereine von CDU,
SPD und FWG nicht warten und gingen ihrerseits mit ersten Informationen an
die Öffentlichkeit. Aufgeschreckt reagierte auch Bürgermeister
Gottfried Dahm
in der in direkter Nachbarschaft gelegenen Verbandsgemeinde
Ransbach-Baumbach: „Besonders betroffen wäre der Stadtteil Baumbach.
Wir sehen unsere Interessen beeinträchtigt und werden mit allem Nachdruck
dagegen angehen." Sorge
bereitet Dahm vor allem der Sportplatz direkt am Wald, der nach einem
Beschluss des Stadtrates in ein 25 000 Quadratmeter großes Gelände für
Wohnbebauung umgewandelt werden soll, wenn das neue Sportgelände am Weg
nach Hundsdorf fertig ist.
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Weder
die mit der Planung beauftragte SIAG Projektentwicklungsgesellschaft mbH
in Dernbach, noch die Fürstlich Wiedische Verwaltung wollten gegenüber
der WZ über Art und Größe des Bauvorhabens Angaben machen. Gegner der
Windkraftanlagen sprechen von 136 Metern Masthöhe und 45 Metern Länge
der Rotorblätter, was auf eine Gesamthöhe von etwa 180 Metern
schließen lasse. Der Kölner Dom ist nur 156 Meter hoch.
Hilgerter Gegner der
geplanten Windkraftanlagen befürchten durch die „immense
Lärmbelästigung" einen
Wertverlust
ihrer Grundstücke. Besonders beeinträchtigt wäre vor allem das geplante
Baugebiet „Langestück II" am nördlichen Ortsrand.
Vom Grundsatz her habe er, so Johannsen, generell nichts gegen
Windkraftanlagen, allerdings an vernünftigen Standorten. Im
Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen gibt es keine
ausgewiesenen Flächen für Windkraftanlagen. Laut Johannsen sei
Höhr-Grenzhausen die am dichtesten besiedelte Verbandsgemeinde im
Westerwaldkreis: „Dann haben wir noch den Naturpark Nassau, da bleibt
nichts mehr übrig." Johannsen weiter: „Im Moment widerspräche
eine solche Anlage unserem Flachennutzungsplan. Wenn es in der
Bevölkerung und von der Ortsgemeinde Hilgert nicht gewünscht ist, wird
sich die Verbandsgemeinde hinter die Ortsgemeinde stellen, das ist völlig
klar." Der Bürgermeister: „Bisher gibt es keinen Bauantrag.
Insbesondere kommt es wohl darauf an, ob die notwendigen Abstandsflächen
eingehalten werden."
„ Schön sähe es mit Sicherheit nicht aus", so Johannsen, der
sich aber erst konkreter äußern könne, wenn er „umfangreicher
informiert" worden sei. Was man jetzt brauche, so Johannsen, seien
detaillierte Informationen. Diese wurden am Dienstag von Seiten der SIAG
und des Betreibers in der VG-Verwaltung vorgetragen. Mit am Tisch: der
künftige Ortsbürgermeister von Hilgert, Wolfgang Gelhard, und „Noch-Bürgermeister"
Günter Schwaderlapp.
Was ist jetzt geplant, wird die Bevölkerung informiert? Weder Gelhard
noch Schwaderlapp nannten nach dem Info-Gespräch Einzelheiten. Man wolle
erst die Ratsmitglieder in der konstituierenden Sitzung am 1. September
informieren - im nicht öffentlichen Teil.
Kurt Frank |